Wenn Sie diesen Blog lesen, nehme ich an, dass Sie in der Romandie wohnen. Stimmt das, dann sollten Ihnen zumindest die finanziellen Vorteile, die das Deutsch sprechen mit sich bringt, klar sein. Trotzdem kann es sinnvoll sein, diese Gründe zu wiederholen und weitere, nicht finanziellen Gründe anzuführen.
Ich möchte Ihnen hier die meiner Meinung nach drei relevantesten Gründe nennen:
- finanzielle und berufliche Gründe,
- fulturelle u. soziale Gründe,
- kognitive Gründe
1. Finanzielle oder berufliche Gründe
Deutschkenntnisse sind ein grosser Vorteil bei der Jobsuche – sowohl in der Deutschschweiz als auch in der Romandie
In der Schweiz weiss jeder, dass Deutsch wichtig ist. Rund 60% des Landes spricht Schweizerdeutsch als Muttersprache. Wer in der Deutschschweiz arbeiten will, muss Deutsch sprechen, so viel ist klar.
Auch in der Romandie rentiert es sich jedoch massiv, Deutsch zu sprechen: Einer Studie des Schweizer Ökonoms François Grins zufolge, verdient man in der Romandie 18% mehr Gehalt, wenn man des Deutschen mächtig ist. Das ist viel Geld!
Deutsch zu sprechen erleichtert darüber hinaus die Jobsuche in der Romandie. Laut einer Statistik der Jobbörse Jobup.ch sprechen nur 17% aller Kandidaten die deutsche Sprache. Wenn Sie zu diesen 17% gehören, dann stechen sie somit heraus.
Deutsch lohnt sich auch europaweit
Die Schweiz ist zwar das schönste Land, in dem man Deutsch spricht, aber auch das kleinste. Deutschland hingegen ist das bevölkerungsreichste Land Westeuropas und hat bei weitem die grösste Wirtschaft. Vergessen Sie aber nicht, dass auch Österreich zum deutschen Sprachraum gehört; in einem kleinen Teil von Belgien spricht man sogar auch Deutsch.
Wie oben erwähnt, ist Deutschland eine Wirtschaftsmacht. Österreich dagegen ist zwar keine Exportmacht, trotzdem verdient man sowohl dort als auch in Deutschland in der Regel recht gut. Das Netto-Durchschnittsgehalt in Deutschland und Österreich ist beispielsweise höher als in Frankreich. Ein gut bezahlter Job in Frankreich oder Spanien wird in der Schweiz oder in Deutschland viel besser bezahlt: ein Software-Entwickler in der Schweiz oder in Deutschland verdient ein Durchschnittsgehalt von $82,878 beziehungsweise $53,713, verglichen mit nur $40,700 in Frankreich.
Im Gegensatz zu Frankreich, sind Deutschland und Österreich auch politisch stabil(er) – keine gilets jaunes, weniger Streiks, usw.
2. Kulturelle und soziale Gründe
Im Leben geht es aber um mehr als das Geld.
Deutschland und der deutsche Sprachraum im Allgemeinen sind heute kulturreich, und zwar in vielen Bereichen.
Wenn man aber auf frühere Zeiten zurückblickt, dann wird man sich des enormen kulturellen Beitrags bewusst, den Deutschland und der deutsche Sprachraum der Welt geleistet haben. Von von der zweiten Hälfte des 18. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts prosperierte die Kultur im deutschen Sprachraum so sehr, dass es aufgrund der enormen Anzahl von genialen Denkern unmöglich erscheint, eine Liste der 10 grössten Köpfe zusammenzustellen.
Die Musik
Mögen Sie die klassische Musik? Dann schätzen Sie bestimmt Mozart, Beethoven, und Haydn. Oder mögen Sie etwas mit mehr Gefühl, mehr Chaos? Dann wären Ihnen vielleicht Schubert, Schumann, List, Wagner, oder Mahler lieber.
Vergessen Sie nicht, dass auch Rammstein, Skorpions, Alphaville, Milli Vanilli, The Whitest Boy Alive, Element of Crime aus Deutschland stammen.
Philosophie, Geisteswissenschaften, Literatur
Deutschland wird nicht umsonst das Land der Dichter und Denker genannt. Deutsche oder deutschsprachige Philosophen haben die Philosophie massgeblich geprägt. Der deutsche Philosoph Leibniz hat das Kalkül entdeckt, man nennt ihn heute sogar den ersten Informatiker. Die Deutschen Lessing und Kant gelten als zwei der wichtigsten Figuren der Aufklärung, wobei im 19. Jahrhundert Hegel und u.a. Schopenhauer den philosophischen Diskurs fast völlig dominierten. Nietzsche, Husserl, Jaspers und Heidegger gelten als die wichtigsten Vertreter der Phänomenologie und des Existentialismus. Schliesslich beginnt mit Frege und Wittgenstein die Epoche der Analytischen Philosophie, die die Philosophie nachhaltig geprägt hat. Um nur die wichtigsten zu nennen…
Was wäre Philosophie ohne Literatur? Allein wegen Goethe und Schiller lohnt sich der Erwerb der deutschen Sprache, denn die Räuber und vor allem Faust gehören zu den bedeutendsten Werken der Literatur. Interessieren Sie sich für die Romantik? Dann lesen Sie mal Novalis, Tieck, Hoffmann oder Eichendorff. Lust auf etwas Moderneres? Dann sind vielleicht Thomas Mann oder Robert Musil oder etwas für Sie. Etwas Einmaliges? Dann lesen Sie die Werke Franz Kafkas.
3. Kognitive Gründe
Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Zweisprachigkeit verbesserte kognitive Fähigkeiten mit sich bringt.
Die damit verbundenen Vorteile betreffen vor allem die Verbesserung der exekutiven Funktionen, jene höheren kognitiven Fähigkeiten, wie die Aufmerksamkeitssteuerung, die kognitive Kontrolle und das Arbeitsgedächtnis, welche den Mensch vom Tier unterscheiden.
Vielleicht der grösste Vorteil ist die Tatsache, dass der Bilingualismus als Schutz gegen den altersbedingten Verlust kognitiver Funktionen dient. Einer Studie zufolge haben bilinguale Menschen eine höhere kognitive Reserve gegenüber monolingualen Menschen. Das heisst, die Gehirnnetzwerke bilingualer Menschen bleiben effizienter trotz altersbedingter Schäden.
Dafür muss man nicht unbedingt Deutsch lernen, aber warum nicht?